bild Director's Note - Brigitte Kornetzky

Director's Note

Director's Note

Mit Fleisch und Blut Dokumentarfilmerin zu sein, bedeutet für mich, das Leben "beim Schopf" zu packen, oder bei den Wurzeln, eine Forschungsreise mit der Kamera zu unternehmen, bei der man sich wundern darf. Solange man nicht in den Brunnen gefallen ist, muss man auch niemanden an den Haaren herausziehen. Meine Filme sind unvorhersehbar, geduldig und abwartend, niemals zweimal gedreht oder gar eingeübt; sie sind hautnah, unbeschönigt, nicht geplant, und in gewisser Weise das, was man unbequem nennt. Die Kunst, mögen Sie fragen? Die Kunst kommt später, bzw. sie ist immer schon da, in einem selbst; alles andere ist eine Stilfrage, Moden unterworfen, nicht so sehr eine Kunst.

Als ich nach Jaipur ging, wusste ich bereits am ersten Tag den Titel meines neuen Filmes: Where the Elephant Sleeps, dachte ich im Taxi, tief aus dem Brunnen gezogen, besessen von einer Idee, aber nicht gewusst, welcher. Dass diese Idee mich vier Jahre kosten würde, wusste ich damals nicht. Dass dies Auswirkung auf mein weiteres Leben hätte, schon gar nicht. Aber eigentlich hätte ich es wissen sollen. Also, wo ist der Film, wo sind hier die Elefanten, fragte ich in einem Land, das noch knapp 30`000 wild lebende Elefanten hat, von dessen Wildnis ich immer schon träumte, aber die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Konfrontiert mit dem urbanen Dschungel und einer Bevölkerungswoge, tauchten da plötzlich in gleißender Mittagshitze am Horizont der Hauptstrasse in Jaipur ein Elefant am anderen auf. Sie wiesen uns den Weg ins Elefantendorf, wir folgten Ihnen. Und so begann der Film am zweiten Tag meiner ersten Indienreise im späten November 2012. Wenn ein Film nicht das Leben der Menschen wesentlich zu beeinflussen vermag, würde ich ihn nicht machen... wir gehen gut unterhalten, bereichert aus dem Kino. Das ist immerhin eine ganze Menge in Zeiten galoppierender Geschwindigkeiten und notorischem Abwechslungsbedürfnis. Aber hier geht es um mehr.

Where the Elephant Sleeps, die Entstehung dieses Filmes, das Leben dieser und anderer Elefanten, hat mein Leben zu einem Mass beeinflusst und verändert, dass Konsequenzen automatisch folgten. Dieser Film ist die erste Konsequenz, die Gründung des Hilfswerk Elefanten in Not eine zweite. Der Weg ist beschritten, es braucht keine weiteren. Ich bin überzeugt, dass wir dieser Welt und ihren Kretauren, die uns alle betreffen und beziffern, zu einer würdigeren Existenz verhelfen könnten, wenn wir Verantwortung der Schöpfung gegenüber zeigten. Wir sind verantwortlich, ob es Tieren wie Menschen gut geht oder schlecht.

Ich kann nur hoffen und wünschen, dass Where the Elephant Sleeps zur Aufklärung beiträgt, und ein tieferes Verständnis gegenüber einer der grössten, schützenswerten Schöpfungen unseres Planeten auszulösen vermag: der Elefanten.